Zoo-AG

Anmerkungen


Dies ist eine Archivseite mit dem inhaltlichen Stand von 1996 und wird nicht aktualisiert. Sie zeigt den damaligen Stand der Zoos und bleibt als historisches Dokument online.

Exkursionsbericht

Herr Hahn, Wildtierhalter in Werther / Teutoburger Wald

Drill-Männchen bei Herrn Hahn29. März 1996

Besitzer: ehemaliger Boxer; Bordellbesitzer

Wir geben hier weitgehend unkommentiert die Erläuterungen Herrn Hahns in Stichworten wieder (unsere eigenen Beobachtungen und Anmerkungen kursiv):

Früher Zusammenarbeit mit Dr. Boer, Hannover (jetzt neuer Direktor, der an Zucht nicht interessiert sei) und anderen Zoos, aber nicht in Zuchtprogrammen (scheint Zuchtprogramme für Vereinbarungen zwischen einzelnen Haltern zu halten); Kontakt zu Bielefelder Tierschutz, nicht aber Primatenpark ("Zeitmangel"); früher Besuch aus der Verhaltensforschung Bielefeld (J. Wolters)

Macht Tierpflege allein (allenfalls Frau und Tochter, Sohn nach Heirat jetzt weg); evtl. Tierpflegerin aus Hamm zur Aushilfe.

Gehege aus den verschiedensten Materialien übereinandergeflickt, meist nur mit Draht zusammengebunden, provisorisch verschlossen mit nicht gesicherten Ringen, oft zusätzlich verbarrikadiert. Gehege sehen zwar nicht frisch gesäubert aus, aber auch nicht wie nie gereinigt; es ist meist oberflächlicher Dreck und offensichtlich wurde nicht für uns eigens gesäubert. Auch die umliegenden Anlagen sind leidlich OK, von den z.T. abenteuerlichen Konstruktionen aus Schrotteilen (und den Gartenzwergen) abgesehen.

Entschuldigt sich mehrmals für das triste Aussehen ("im Sommer besser, jetzt sehen alle Zoos so aus"), meint, das Aussehen der Gehege komme nach der Funtionalität für die Tierhaltung; er hätte die Tiere auch lieber auf der grünen Wiese und in den Bäumen, aber technisch, baulich (Affenhaus-Bauantrag wurde mit Straßenbebauungsplanbegründung abgelehnt) und finanziell unmöglich. Hat sich u.a. um den Tierpark Herford bemüht, als dieser verkauft werden sollte, und um anderes Gelände.

Hat viele Tiere von Schaustellern / Kirmes, die er sich einige Tage lang ansieht, bevor es sie kauft. Hält nichts von normalen Tierärzten, die keine Ahnung von Affen haben, nur z.B. Tierärztin Beitem in Jöllenbeck, die aus Zoo Rheine kommt. Narkotisiert selbst. Etwas Antibiotikum bei Infekten, die Tiere haben fast nie Erkältungen.

Die Tiere sehen recht gesund aus, sie werden geimpft, entwurmt, mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt und ausgewogen gefüttert. Hat starke Bindungen zu den Tieren, erzählt viele oft stark vermenschlichende Geschichten über sie, aber keinen haarsträubenden Zoologie-Unsinn. Scheint das Wissen um Tierhaltung zu haben, aber aus Erfahrung und Einfühlung, nicht durch Ausbildung. Geht zu den jährlichen Affenpflegertreffen. "Im Gegensatz zu dem, wie sie es vorher hatten, haben die Tiere hier das Paradies". "Heute sollte sich ein Zoo nur noch der Arterhaltung verschreiben, nicht der Zurschaustellung".

Mandrills: Rundkäfig ca. 8 m Durchmesser, unten Maschendraht, oben Blechplatten, Dach Maschendraht. Hinten Stallhaus, dunkler Stall von ca. 3x4 m, geheizt. Alle Tiere können stets nach draußen. Mit 20 Tieren angeblich größte Gruppe Europas, stets Jungtiere, Abgabe auch an amerikan. Zoos ("ungern - kann mich nur schwer trennen"). Geht auch zu den Tieren hinein (Reinigung), Weibchen mit Jg kommen auf den Arm, aber trotzdem gefährlich, wurde auch schon angegriffen.

Anubispaviane: 5x6-m-Maschendrahtkäfig, früher auch für Mandrills, im selben Haus. Geht hinein und hat Kontakt zu einigen der Tiere. 4 Tiere aus Kalletal. Story: Bei Besuch frisch abgefrorene, blutige Schwänze gesehen (da nicht geheizt), Neumann verweist kurz angebunden an Tierpflegerin, diese sagt, dies könne sporadisch auftreten (bei ihm nie passiert). Nachdem Tierschutzverein darauf aufmerksam wurde, wurde er angesprochen, ob er die Tiere nicht übernehmen wollte (eigentlich nicht), hat die Tiere dann aber doch am 2.1. aus "erbärmlichen Gehegen" gerettet ("kämen sonst womöglich in Versuch"). Neumann sei nur an Wölfen interessiert, Affen seien ihm egal. Angesprochen auf die Inserate in "Geflügelbörse": Habe es gegeben. Er sagt weder, daß er darauf reagiert habe noch daß er die Tiere haben wollte. Zwei der Tiere haben kurze, verheilte Schwänze ("geht ganz schnell, auch große Wunden heilen innerhalb von Tagen"), eines hat 2/3 Schwanz vertrocknet.

Drill-Männchen: In 3x4-Käfig mit Vorsperrung und aus Zirkus übernommen, völlig menschengeprägt und für andere Affen und Menschen außer ihm unverträglich. US-Zoo wollte es zur Samengewinnung haben, aber nicht hergegeben. War 1 1/2 Jahre in Hannover, 1 J in Osnabrück, aber hat die Weibchen nur gebissen. Hat einst 2000.- DM gekostet, ließe sich in USA verkaufen für 20.000- DM.

Schweinsaffen: 3?, Käfig wie Drill, leben in Bauwagen mit davorgezimmertem Käfig. Männchen "Captain" unberechenbar, obwohl eigene Handaufzucht (von Vater verbissen).

Jaguare: In teilbarem 12x4m-Käfig mit halboffenen Holzhäusern hinten. 4, nicht zähmbar (in keinem Zirkus), davon 1 Schwarzer. Hat Männchen nach Bad Pyrmont gegeben, da er nicht mehr züchten möchte, Weibchen und Töchter noch da. Fütterung mit ganzen Kälbern (Totgeburten) oder Schlachthoffleisch, reicht 2-3 Tage, dann Fasten 2-3 Tage. Wenig Bewegungsbedürfnis. Hat ein Tier seit 15 Jahren, das er an Kette von Schaustellern erworben hatte: Kette war eingewachsen und mußte operativ erntfernt werden. Früher war er öfter bei den Tiere drin, haben ihn aber auch schon schlimm zugerichtet (zeigt alte Narbe am Hinterkopf). Vor 6 Jahren Todesfall: An Knochenstück erstickt.

Kapuzineraffen: 1 schon lange hier, die anderen aus Beschlagnahmung eingestellt durch Behörden; 1 blind. Ein Tier mindestens seit 13 Jahren, hat damals seine Tochter gebissen. Mit altem Holzhaus (soll erneuert werden), Gehegegang (ca 8 m lang), endet in Turmkäfig (3x3x4m). Einige Spielgeräte wie Wippspirale in Autoreifen u.a.

Wiesen-Matsch-Gehege mit Ziege, 2 "Zwerghängebauchschweine" (sind etwas größer geworden). Großer, schwerer Hund (aber verspielt), 2 Hähne (1 muß abgesperrt in Holzverschlag bleiben, da vom anderen unterdrückt).

Einladung, im Sommer wiederzukommen, bei Kaffee auf der Terrasse den jungen Affen beim Spiel zuzusehen und zu erkennen, wie zufrieden die Tiere hier sind.

(Dirk Petzold) '96


Erstellt und zuletzt geändert am 10.3.1997 - Zoo-AG Homepage logoeule