Mein Rundgang:
Ich folge meinem Zooplan vorbei an den ersten
Volieren mit Kolkraben und Sperbern zum Affenhaus. Die
Volieren sind langweilig und könnten so auch in Nachbars
Garten stehen.
Das Affenhaus erscheint recht neu, von
bestechender Symmetrie und schlichter Eleganz, besonders
die Einrichtung, die für Grüne Meerkatze und zwei weiter
Affenarten identisch ist. Nur die Kapuzineraffen haben
noch zusätzliche Kletternetze und ein Außengehege zur
Verfügung. Die Neben- und Wirtschaftsräume befinden sich
bei dieser Anlage unter dem Boden des Besucherraumes:
Die verglasten Gehege sind durch große Fenster auch von
außen einsehbar, so daß es den gehaltenen Tiere sichtbar
an Rückzugsmöglichkeiten fehlt. Weiter geht es, an immer
weiteren Volieren vorbei, Mufflon, Rothirsch, und Ziegen
säumen den Weg zu den Bären. Erwähnenswert
erscheint mir eine Käfiganlage für Kaninchenrassen, die
einer Hobbyzüchter-Anlage nachempfunden ist. In drei
Etagen werden in geräumigen Boxen Tiere
unterschiedlichen Alters gezeigt. Die Bärenanlage
scheint einmal ein Prunkstück modernen Betonbaus gewesen
zu sein, im Zuge einer Sanierung hat man hier versucht,
mit einigen nachträglich angesetzten Natursteinmauern
Bärenhöhlen zu schaffen und diese mit ein paar Sack
Rindenmulch wohnlicher zu gestalten. Die Steppenrinder
hinter stahlbewehrten Absperrungen liegen wiederkäuend
auf einem Sand/Kiesgemisch, das eine Materialspende oder
ein Sonderangebot gewesen zu sein scheint, denn viele
Gehege sind damit frisch ausgestattet. Die zahlreichen
Esel lassen mich an eine Sammelleidenschaft denken,
dafür sind weder Tarpane noch Ponys in ihren Gehegen.
Die Volieren für Uhus und Schneeeulen erscheinen mir
dicht besetzt, aber gut strukturiert und ansprechend
bepflanzt. Kängurus und Nandus stehen, wie die meisten
anderen gezeigten Tiere, in langweiligen “Gehegen” nach
dem Muster: Zaun, Hütte, Schild und Tier... fertig! Bei
den Nutrias riecht es schlimmer als in einem Freibad mit
Chlorunfall, und der Teich, der eine Scheibe für
Unterwasserbeobachtungen hat, ist so trüb das man kaum
zehn Zentimeter hineinschauen kann. Stachelschweine und
Waschbären leben in einer Art von Schlangengruben, die
Waschbären haben unter einem Drahtkäfig zumindest einige
Kletteräste und Kisten als Baumhöhlenersatz. Den
Füchsen, die sich in Ihrem eher dunklen Käfig vor den
Besuchern verstecken hat man zwei nackte Suppenhühner
als Mahlzeit zugedacht.
Am Gehege der Gänse, Enten und Hühner findet
sich eine phantastische Anzahl von Artenschildern, denen
zufolge hier locker 20 Arten durcheinanderlaufen. Die im
Zoo-Test erwähnten Tiger scheinen abgeschafft worden zu
sein. In mehreren Gehegen und vor den
Wirtschaftsräumen am Exotenhaus entdecke ich Brötchen,
Brot- und Kuchenreste, die hier ein Hauptfuttermittel zu
sein scheinen. Die Raubtierzwinger sind sauber geharkt,
aber die Stammabschnitte und Äste darin sind halb
vermodert.
Fazit: Mit etwas Planung und eher kleinen
Änderungen ließe sich das Erscheinungsbild des Parks
erheblich verbessern. Der Zoo scheint offensichtlich aus
den Sammlungen privater Halter hervorgegangen zu sein.
Ein besucherorientiertes Gehegekonzept liegt ihm
offensichtlich nicht zu Grunde. Interessant und schön
ist das Meerschweinchengehege, mit Eisenbahn, Bach und
Mühle, dem nach meiner Ansicht statt der Holzkiste ein
Kleingewächshaus zum Aufwärmen fehlt.
Udo Karkos, November 2000
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