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Chengdu ist die Hauptstadt der Provinz Sichuan
mit ungefähr 10 Millionen Einwohnern. Die Stadt stellt
sich gern als “Panda-Hauptstadt” dar. Die Zucht- und
Forschungsstation für Große Pandas in Chengdu, nur
ca. 10 km vom Stadtkern entfernt, stellt daher eine
touristische Hauptattraktion dar und wurde erst kürzlich
von der UNO zu einer der 500 weltweit wichtigsten
Naturforschungsstationen gewählt. Nebst Fortpflanzung
(KB) und Jungenaufzucht stehen Studien zu
Ernährungsgewohnheiten und Verhalten des Großen Pandas
im Mittelpunkt der Forschungseinrichtung (Bild1). Die
üppig mit Bambus und einheimischen Gewächsen bepflanzte
Anlage ist ca. 105 Hektar groß, wobei laut Planung in
kommenden Jahren das Parkgelände stark erweitert werden
soll. Insgesamt hält die Einrichtung zurzeit 49 Große
und ca. 50 Kleine Pandas (Bild2) (letztere nur von der
Sichuan-Unterart), wobei bei beiden Arten regelmäßig
Nachwuchs gezeugt wird. Die Tiere leben je nach Naturell
einzeln oder in kleinen Gruppen in üppig bepflanzten und
mit Kletter- und Spielelementen ausgestatteten Gehegen;
bei großer Hitze oder Kälte können sie Innenräume
aufsuchen. Der Besucher kann - je nach Jahreszeit - bei
der Aufzucht junger Pandas zusehen oder das Panda- und
Schmetterlingsmuseum und das Panda-Kino aufsuchen.
Der Chengdu Zoo war einer der ersten
chinesischen Zoos, dem die Aufzucht von Großen Pandas
gelang; dementsprechend ist er auch heute noch in den
Transfer von Riesenpandas an ausländische Zoos (wie etwa
Atlanta Zoo) involviert. Doch vieles, was schon zum
Peking Zoo erwähnt wurde, lässt sich auch auf den Zoo
Chengdus übertragen; während die mit Palmen,
Bambushainen und Cycadeen bepflanzte Parkanlage mit
einem künstlichen Bächlein nebst angrenzenden
buddhistischen Kloster durchaus gefällt, ist die
Tierhaltung (darunter auch hier seltene Arten wie
Goldstumpfnasen, Tonkinlanguren und Schopffasane) häufig
kaum mit westlichen Anschauungen über moderne
Haltungsformen vereinbar. Es überwiegt die Haltung in
betonierten Zwingern, die häufig zu dunkel und – dank
unzureichendem Schutz vor Witterungseinflüssen - feucht
sind und vor allem die Präsentation einer möglichst
großen Artenzahl zum Ziel hat.
Das trifft v. a. auf die Primaten (Bild6) -
mit Ausnahme der Kattas und Totenkopfäffchen - und
Raubtierhaltung zu, die in kleinen, teilweise verglasten
Gehegeabteilen ohne Außenanlagen gehalten werden. In
diesen in Reihe geschalteten Abteilen (Bild4+5) werden
auch größere Nager und Chinesische Wildschweine
gehalten. Die Bären (darunter Braun-, Kragen-, Malaien-
und Eisbären) sind in betonierten Bärengräben
untergebracht, wobei die einzelnen Arten über
elektrische Zäune voneinander getrennt werden. Auch die
Vogel- und Reptilienhaltung (darunter bedrohte Arten wie
Hieremys annandalii) entspricht nicht westlichen
Standards, die Gehege und Behältnisse sind meist auf das
nötigste beschränkt und sanierungsbedürftig. Für den
ausländischen Besucher recht ungewöhnlich sind die
Ausstellung verschiedener Goldfischzuchtformen sowie der
mit einer kleinen Kanone bestückte Kinderspielplatz. In
der Nähe fristet ein einzelner Seehund seine Existenz in
einem trüben Bassin, während Elefanten (1,2),
Breitmaulnashörner, Giraffen und Flußpferde in
veralterten Gehegen und Gebäuden (Bild1) untergebracht
sind. Die Huftiere - darunter die interessante
Kombination Addax, Nordchinesischer Goral und Blauschaf
in einem Gehege - sind entweder auf Beton oder
schlammigen Lehmböden untergebracht; Schwerpunkt ist
hier u. a. die Hirschhaltung, darunter Schopf-,
Weißlippen- und Davidshirsche. Auch dem Glanzstück des
Zoos, dem Großen-Panda-Gehege merkt man sein Alter an;
dennoch ist die Anlage mit die Beste im ganzen Zoo.
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