Zoo-AG



Dies ist eine Archivseite mit dem inhaltlichen Stand von 2007 und wird nicht aktualisiert. Sie zeigt den damaligen Stand der Zoos und bleibt als historisches Dokument online.

Dieser Bericht stammt von U. Ch. Wetzel, die ihn uns freundlicherweise zur Verfügung stellte.



Zoo-Bericht



Dierenpark Overloon
9. August 2007


Stetig strömender Regen hielt am letzten niederländischen Sommerferientag den Massenbesuchsansturm fern. Dennoch fanden beachtlich viele des Wetters Unverdrossene zum Dierenpark. Das beliebte Familien-Ausflugsziel ist am besten mit dem Auto erreichbar - mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist es vor allem zeitlich gesehen ein Abenteuer, war aber ein spannendes Unterfangen: in Overloon  gut 1 Stunde Aufenthal, 20 Minuten Fahrt zum Busbahnhof, 50 Minuten Wartezeit bis zum Anschlußbus. Diese kleinen Stadtbusse sind allerdings bemerkenswert organisiert: Sie werden  von Ehrenamtlichen gefahren, die sichtlich über die Gelegenheit erfreut sind, einer wißbegierigen Touristin die Kniffe der örtlichen Umwege zu verraten. Tatsächlich hält der Bus ganz regulär direkt vor dem Dierenpark; also flugs hinein in den - lt. Eigenwerbung - "naturnahesten" Tierpark der Niederlande.

Wie in vielen anderen Tierparks erwecken verschlungene Pfade den Eindruck, auf einem größeren Areal unterwegs zu sein, doch oft bemerkte ich, quasi im Kreis herumgeführt worden zu sein. Auf diese Weise wird den Gästen geschickt das Ausmaß der Fläche vermittelt, welche eigentlich den Tieren zur Verfügung steht, ein großes Plus.

Der teils heftige Dauerregen hielt die meisten Tiere davon ab, sich offen auf den weiträumigen Anlagen zu tummeln. Dennoch konnte ich auf den Freiflächen Weißwangengibbons, Bärenmarder, Mangusten, Kamele, Otter, Känguruhs, Pelikane, Störche, Kraniche und andere Vogelarten sowie verschiedene Huftierarten bewundern. Letztere allerdings schienen mir nicht ausreichend Schutz vor der Nässe zu finden, indem sie sich dicht an die von außen mit Büschen bewachsenen Gehegezäune drückten. Gerade Rentieren und dem Damwild hätte ich mehr Baumbewuchs und Dickicht auf den Anlagen gewünscht, und die Vergesellschaftung von Renen und Rehen mit Pelikanen und Marabus war mir in dieser Art noch nicht geläufig. Immerhin fand ein kleiner roter Panda Ruhe im Geäst seiner Kletterbäume. Selbst das Zwergflußpferd zog bei diesem Wetter offenbar das kleinste, von Bäumen und Sträuchern umgebene Becken am äußeren Rand seines Geheges den länglichen, größeren Wasserläufen unter freiem Himmel vor.

Sehr schön fand ich, daß manche Außenanlagen durch Wassergräben unterteilt sind in mehrere kleine Einheiten, für die Tiere jedoch überbrückbar. Gerade die Affen und die Bärenmarder nutzen gerne die Möglichkeit, von einem Anlagenteil zum anderen zu gelangen. Andererseits gibt diese Gestaltung ihnen die Chance, einander auch einmal aus dem Weg zu gehen bzw. eigene kleine Reviere für sich zu beanspruchen.

Nicht gesehen habe ich u.a. leider Tapire, Nasenbären und vor allem Geparde. Derzeit noch etwas irritierend ist deren Anlage; zum Glück gibt es ein großes Schild: Die bestehende Fläche ist überraschend klein, entsprechend erleichternd ist der Anblick des geplanten, noch im Bau befindlichen Areals.

Interessant war die Fütterung der Otter; noch interessanter, von der Pflegerin zu erfahren, daß sie für ungefähr ein Drittel(!) aller präsentierten Tierarten zuständig ist. Für einen Tierpark dieser Größenordnung sind wir hierzulande deutlich mehr Personal gewohnt. Der Fairneß halber sei hinzugefügt, daß sogenannte Kleintierarten wie Nager, Echsen, Volièren mit Singvögeln etc., die viel Arbeit mit sich bringen, hier fehlen. Auch an dieser Stelle wird deutlich, wie wichtig ehrenamtliches Engagement in den Niederlanden ist, wieviel es zum volkswirtschaftlichen Erfolg beiträgt. Denn insbesondere das unglaublich umfangreiche Begleitprogramm, hauptsächlich auf Kinder ausgerichtet, kann nur durch ehrenamtlich erbrachte Mithilfe geleistet werden.

Da gibt es Besuche bei TierpflegerInnen (Pelikane, Mangusten, Kamele, Gibbons, Makis, Otter + Störche), eine Greifvogelschau, Imker-Demonstrationen, aber auch Hörbeispiele verschiedener Tierstimmen, allgemeine Führungen sowie Themen-Rundgänge z.B. auch zur Madagaskar-Kampagne. Neben üblichen Kinderaktionen gibt es Puppen- und Zaubertheater und die kriminalistische Untersuchung der (gespielten) Ermordung eines schwarz-weißen Varis. Die meisten Sonderprogrammpunkte sind im Verhältnis zu den Angeboten vieler deutscher Tiergärten recht preiswert. So kostet z. B. ein Nachmittag als Tierpfleger 6,50 ¤ für rund 2 1/2 Stunden, während für ca. 4 Stunden in Frankfurt oder Leipzig schon 80-120 ¤ fällig sind. Dafür sind die Eintrittspreise vergleichsweise happig: 13,50 ¤ für Erwachsene, 11,50 ¤ für Kinder, aber dem Angebot angemessen. Denn auch für die großen Gäste des Dierenparks wird alles nur Denkbare geboten, von der geschlossenen Gesellschaft bis hin zur Hochzeit. Ich dachte immer, z.B. der Zoo Leipzig würde sehr viel in dieser Hinsicht tun - doch diese Extras sind in ihrer Anzahl und Vielfalt unschlagbar, der Phantasie wird hier definitiv keine Grenze gesetzt!

Das Personal der gastronomischen Einrichtungen verdient eine besondere Würdigung: Sowas von nett und aufmerksam habe ich selten erlebt. Wegen des bereits vielzitierten Regenwetters war ich nicht unbedingt angemessen gekleidet; vor allem fehlten meiner Kamera und mir ein Dach über dem Kopf. Kaum war ich tapfer mit bereits deutlich angefeuchteter Frisur aus der gastlichen Stätte hinausgetrottet, kam doch glatt eine freundliche Angestellte durch den strömenden Regen hinter mir hergelaufen, um mir einen Regenschirm auszuleihen - wenn das keine Dienstleistungsmentalität ist!

Eingedenk der rund 2 1/2 Stunden Hinfahrt machte ich mich entsprechend zeitig auf den Weg. Dabei wäre ich sehr gerne länger geblieben und möchte auf jeden Fall noch einmal wiederkommen.



Anmerkung der Zoo-AG-Redaktion:

Wir haben den Tierpark im Herbst 2004 im Rahmen einer Exkursion besucht, bei sehr viel besserem Wetter. Besonders beeindruckt hat uns die sehr naturnahe Gestaltung mit guter Landschaftsarchitektur und der Bau von Gehegen mit einfachen Mitteln, die keinen Vergleich mit teuren Anlagen in großen Zoos zu scheuen brauchen. Die Innenanlagen, soweit einsehbar, sind klein und einfach, doch im milden Klima können die Tiere fast das ganze Jahr die Außengehege nutzen. Unnötig: Das Gehege für “weiße Tiere” (Bennettkänguruhs, Damhirsche usw.). Besondere Arten: Zwergflußpferd, Binturong, Urson, Bartaffe, mehrere Krallenaffen und Lemuren.

Deutsche Website des Parks: www.overloonzoo.de

Die Darstellungen und Meinungen im Bericht   Seite die Meinung der Autorin, aber nicht zwingend die der Zoo-AG Bielefeld wieder.
Erstellt 10.2007 - zur  Zoo-AG Homepage logoeule







Pelikan-Teich






Huftiergelände






Außenanlage Nasenbären






Außenanlage Bärenmarder






Weißstörche






Außenanlage Zwergflußpferd






Flamingos






Otter-Gehege






2. Affeninsel






Kamele mit Jungtieren






Kamelgehege






Außenanlage Schabracken-Tapir


Bärenmarder (Binturong)