
Riesengraumull im "Unterirdischen Zoo”

Schwarzschwanz-Präriehund über dem "Unterirdischen
Zoo”

Hinter den Kulissen des "Unterirdischen Zoos”: Anlage
zur Haltung Europäischer Hamster

Nur zwei Beispiele für die fantastische
Mülleimergestaltung im Zoo

Exkursionsteilnehmer mit Herrn H.-J. Schröder (vorne
rechts)

Herr H.-J. Schröder erläutert uns die Pläne für
"Takamanda”

Das Männchen der imposanten "Breisbären”
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Doch immer schön der Reihe nach: Bei bestem
Wetter wurden wir vor den Toren des Zoos von
Zooinspektor H.-J. Schröder freundlich in Empfang
genommen und bekamen sogleich eine kurze
Zusammenfassung zur Historie des Zoos und zur
aktuellen Situation, da das neue Highlight
"Unterirdischer Zoo" gerade erst zweieinhalb Wochen
zuvor offiziell eröffnet worden war. Herr Schröder
erklärte uns die Idee und das Konzept, welche hinter
diesem Projekt, das in dieser Form kein zweites Mal in
einem Zoo realisiert wurde, steht. Es solle so
aussehen, als ob man in das Innere eines Berges
vordringe und dabei von den Stollen aus auf die
verschiedenen Tiere trifft, die einen Teil ihres
Lebens unter der Erdoberfläche verbringen. Beim
weiteren Vordringen unter Tage entdeckt man einen
mittelalterlichen Abwasserkanal und seine speziellen
Bewohner. Der Zoo Osnabrück will durch seine neue
Attraktion auf die Vielfältigkeit der Tiere, die einen
bedeutenden Teil ihres Lebens unter der Erdoberfläche
verbringen, und ihrer Bedrohung aufmerksam machen.
Danach begaben wir uns zusammen mit den vielen
weiteren Zoobesuchern an diesem Tag in den
“Unterirdischen Zoo” direkt hinter dem Eingang. Der
erste Eindruck war, dass man sich tatsächlich in einen
Bergwerksstollen begibt, da man über eine flache Rampe
einige Meter hinabsteigt und der "Tunnel", wie dieses
Projekt von den Mitarbeitern genannt wird, in den
ansteigenden Berg hinein gebaut wurde. Im Stollen
angekommen, müssen sich die Augen erst einmal an die
Dunkelheit gewöhnen, um sich in den verwinkelten
Gassen zurechtzufinden. Doch aufgrund der Fülle der
Gänge und des starken Andrangs vor den Schauanlagen
fiel die Orientierung recht schwer und man konnte
einfach nicht feststellen, ob man sich in der einen
Ecke schon einmal oder noch nie gewesen ist.
Was man aber als ersten Eindruck festhalten kann, ist,
dass der komplette “Unterirdische Zoo” mit viel Liebe
fürs Detail und sehr professionell gestaltet worden
ist. Die Gehege der meisten Tiere sind ähnlich
aufgebaut: Man sieht von außen in die vorgefertigten
Laufgänge und in einige der Schlafkammern der Tiere.
Der Platz zwischen den einsehbaren Gängen ist in der
gleichen Art und Weise wie die Wände des Stollens
gestaltet worden, so dass der Besucher meinen könnte,
dass die Tiere ihre Gänge selber in die Wände gegraben
hätten. Die präsentierten Arten bestanden
ausschließlich aus Nagetieren und Insekten. Zu
bestaunen waren Höhlen- und Maulwurfsgrillen,
Feldmäuse, die selten gewordenen Feldhamster, die zu
den Trugratten gehörenden Cururos, den nur in
Osnabrück zu sehenden Riesengraumull und die bizarren
Nacktmulle, welche in drei Kolonien gehalten werden.
Zu den drei Nacktmullstämmen sollen noch weitere zu
Zuchtzwecken ihren Weg in den Zoo Osnabrück finden.
Zentral im "Unterirdischen Zoo" ist der nachgebaute
Abwasserkanal, in dem sich einige Wanderratten
tummeln. Zudem kann man die Schwarzschwanzpräriehunde
in ihren unterirdischen Gängen und Kammern beobachten.
Sie sind damit die einzige Tierart, neben den noch
nicht eingezogenen Erdhummeln, welche man ober- und
unterhalb der Erdoberfläche beobachten kann, da diese
in Kolonien lebenden Nager auch ein großes Gehege über
dem “Unterirdischen Zoo” bewohnen. An Informationen
über die tierischen Darsteller fehlt es ebenfalls
nicht. So befinden sich mehrere PC-Stationen in den
Besuchergängen an denen man sich interaktiv
Wissenswertes aus dem Leben von Mull, Hamster und co.
besorgen kann. Weiter existieren zwei tierlose Räume.
In einem befinden sich drei große Bildschirmen auf
denen man Filme über das Leben unter der Erde ansehen
kann. Der andere ist ebenfalls zur Information der
Besucher durch visuelle Medien eingerichtet.
Zusätzlich standen an diesem Tage Mitarbeiter des Zoos
als Guides in den Gängen, um den Leuten die
Orientierung zu erleichtern und immer freundlich die
Fragen des Publikums zu beantworten. Positiv ist
zudem, dass die Besucher des benachbarten
Naturkundemuseums ebenfalls in den “Unterirdischen
Zoo” gelangen können, da dieser auch einen Zugang vom
Museum aus besitzt.
Nach dem Rundgang durch die Besucherwege des
“Unterirdischen Zoos” hatten wir die Möglichkeit einen
Blick hinter die Kulissen zu werfen. Großzügige
Pflegergänge und durchdachte Haltungskonzepte
überzeugten auch abseits der für Besucher einsehbaren
Bereiche, so dass man abschließend behaupten kann,
dass das Vorzeigeprojekt des Osnabrücker Zoos voll und
ganz positiv zu bewerten ist.
Nach dem Blick hinter die Kulissen ging es für die
Zoo-AG in Richtung des Bereichs “Samburu”, in welchem
afrikanische Tierarten wie Giraffen und Zebras gezeigt
werden. An diesen Teil soll sich 2010 die neue,
ebenfalls afrikanische Zoowelt "Takamanda"
anschließen. Da in “Samburu” Tiere aus den
Trockengebieten Afrikas gezeigt werden, sollten
ursprünglich in “Takamanda” Tiere einziehen, die aus
den Regenwäldern stammen. Doch das Konzept wurde noch
einmal umgestellt, so dass dort demnächst Tiere aus
dem Übergangsbereich von Trocken- zu Feuchtsavanne bis
hin zum Regenwald präsentiert werden. So erhalten die
bereits im Zoo vorhandenen Schimpansen und
Pinselohrschweine in “Takamanda” neue Gehege. Zu ihnen
gesellen werden sich Mantelpaviane, Servale,
Goldschakale, Tüpfelhyänen, Warzenschweine, Bongos,
Zebramangusten und einige weitere Arten. Innerhalb
“Takamandas” wird es einen Kletterspielplatz mit
Restaurant als eine Art Baumhausdorf im afrikanischen
Stil geben. Dieses Dorf trägt den Namen “Makatanda”,
was zwar als Logogriph von “Takamanda” etwas
verwirrend ist, aber im Model und auf dem Plan recht
vielversprechend aussieht. Für den Bau von “Takamanda”
wird der Zoo um fünfeinhalb Hektar erweitert, was eine
Vergrößerung der aktuellen Fläche um fast ein Drittel
bedeutet. Das Vorhaben soll zehn Millionen Euro
kosten, wobei 50% der Gelder aus der EU kommen werden.
Das restliche Geld wird durch die Zoogesellschaft
Osnabrück e.V., sowie durch Spenden beigesteuert.
Doch wer an dieser Stelle glaubt, dass der Osnabrücker
Zoo sich 2010 auf seinen, dann fertiggestellten,
Vorzeigeprojekten ausruht, der irrt. Denn Herr
Schröder erklärte uns, dass noch mehrere Umbauten in
den nächsten Jahren folgen werden. Zum einen soll das
Raubtierhaus am Tigergehege, das nur noch von einem
letzten weiblichen Amur-Tiger bewohnt wird,
umgestaltet werden. Und zum anderen wird der
Affenfelsen der Schweinsaffen umgebaut. Dieser ist
zwar absolut zweckmäßig und zur Haltung einer
Affengruppe dieser Art gut geeignet, doch entspricht
die Optik nicht mehr dem Geschmack des Publikums. Na
ja, den Affen wird es wohl egal sein, ob sie ihren
Allerwertesten auf Beton oder Kunstfelsen setzen,
solange die Strukturen und Rückzugsmöglichkeiten
erhalten bleiben. Auch die Anlage für die Seelöwen
soll irgendwann einer Renovierung unterzogen werden.
Das andere Zukunftsprojekt wird der Umbau der alten
Bärenanlage zur Taiga-Landschaft. Die beiden, von
einigen Exkursionsteilnehmern so genannten, Breisbären
(Ursus arctos x Ursus maritimus) sollen eine große
Anlage erhalten, welcher gegenüber ein weitläufiges
Gehege für die Rentiere errichtet werden soll. Weitere
Bewohner sollen die Luchse, Vielfraße und eventuell
Moschusochsen werden. Auch eine Anlage für die
Vergesellschaftung von Europäischen Nerzen mit
Waschbären steht zur Diskussion. Auf welche Art und
Weise das ganze Projekt realisiert wird ist allerdings
noch nicht geklärt.
Ebenfalls bemerkenswert ist die Gestaltung der
Mülleimer im Zoo Osnabrück, zu der uns Herr Schröder
eine seiner vielen kleinen "Geschichten am Rand" zu
erzählen wusste. So hatte er seinen Mitarbeitern in
der Werkstatt den Auftrag gegeben, mit übrig
gebliebenem Holz, neue Mülleimer einfach nach ihrem
Gutdünken zu gestalten. Und so findet man heute im
Osnabrücker Zoo wohl die beeindruckenste Sammlung an
Zoo-Mülleimern weltweit. Von der expressionistischen
Wendeltreppenvertäfelung bis hin zum aufwändig
gestalteten Fachwerkhauseimer, der so liebevoll
gestaltet aussieht, dass ihn viele Besucher gar nicht
mehr in seiner Funktion erkennen, findet man alle
möglichen Farben und Formen.
Abschließend kann mit Sicherheit gesagt werden, dass
der Zoo Osnabrück stark im Aufwärtstrend liegt und
sicher eines der Highlights in Norddeutschland ist und
in Zukunft noch mehr sein wird, denn das Konzept,
welches der Zoo präsentiert, überzeugt. Mir sind nur
einige wenige Punkte negativ aufgefallen. So befanden
sich die Luchse im Absperrkäfig des Tigergeheges und
waren leider weniger für den Zuschauer, aber dafür
umso besser für die Tigerin sichtbar. Doch warum
mussten sie dort sitzen und befanden sich nicht in
ihrem vom Kolkrabenkäfig zum Luchsgehege
umfunktionierten Maschendraht-Kuppelbau? Weil dort der
Ausbrecher-Wolf “Roy” untergebracht werden musste, der
es zuvor geschafft hatte aus dem großzügig gestaltetem
Wolfsgehege auszubrechen. Ich hoffe, dass man bald
eine Lösung für den Wolf findet, um ihn aus seiner
Isolation zu holen und dass auch die Luchse möglichst
bald in ein eigenes, ausreichend großes Gehege kommen.
Ansonsten aber ist der Osnabrücker Zoo von der
Tierhaltung und auch von den präsentierten Arten sehr
empfehlenswert. Auch das Angebot an Restaurants,
Bänken, Sanitäranlagen und didaktischen Beschilderung,
bzw. interaktiven Medien, wie im “Unterirdischen
Zoo”, ist sehr gut, so dass man dort auch als
Familie einen rundum gelungenen Tag verbringen kann.
Zum Schluss möchte ich mich im Namen der Zoo-AG
Bielefeld bei Herrn Schröder und Herrn Festl bedanken,
da sich beide viel Zeit für uns und unsere Fragen
genommen haben und uns bis in den späten Nachmittag
vor und hinter den Kulissen viele Details aus dem Zoo
Osnabrück gezeigt und erklärt haben.
Wer sich im Vorfeld über den Zoobesuch und speziell
über den “Unterirdischen Zoo” informieren möchte, dem
seien folgende Internetadressen empfohlen:
www.oliver-schueler.de
(Private Homepage eines Tierpflegers im Unterirdischen
Zoo)
www.3dzoo.uni-osnabrueck.de/StephanSchuteFotogra
fie/?p=2201
(Homepage des Zoofotografen Stephan Schulte mit
3D-Ansichten u.a. aus dem Unterirdischen Zoo)
www.zoo-osnabrueck.de
(Offizielle Homepage des Zoos)
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