Zoo-AG



Dies ist eine Archivseite mit dem inhaltlichen Stand von 2009 und wird nicht aktualisiert. Sie zeigt den damaligen Stand der Zoos und bleibt als historisches Dokument online.

Exkursions-Bericht




Zoo Osnabrück
13. April 2009
‘Glück auf, du Nacktmull!’ - Unter Tage im Zoo Osnabrück




Am Ostermontag 2009 besuchte die Zoo-AG Bielefeld den Zoo Osnabrück, da jener sowohl eine neue Einrichtung aufweist, als auch mit vielversprechenden Plänen derzeit von sich aufmerksam macht. So ist nämlich gerade erst der "Unterirdische Zoo‘ fertiggestellt und für die Besucher geöffnet worden, da vernimmt man in aus den Medien, dass die Zooerweiterung "Takamanda” schon zur nächsten Saison im Jahr 2010 eröffnet werden soll.


Riesengraumull im "Unterirdischen Zoo”


Schwarzschwanz-Präriehund über dem "Unterirdischen Zoo”


Hinter den Kulissen des "Unterirdischen Zoos”: Anlage zur Haltung Europäischer Hamster


Nur zwei Beispiele für die fantastische Mülleimergestaltung im Zoo


Exkursionsteilnehmer mit Herrn H.-J. Schröder (vorne rechts)


Herr H.-J. Schröder erläutert uns die Pläne für "Takamanda”


Das Männchen der imposanten "Breisbären”

Doch immer schön der Reihe nach: Bei bestem Wetter wurden wir vor den Toren des Zoos von Zooinspektor H.-J. Schröder freundlich in Empfang genommen und bekamen sogleich eine kurze Zusammenfassung zur Historie des Zoos und zur aktuellen Situation, da das neue Highlight "Unterirdischer Zoo" gerade erst zweieinhalb Wochen zuvor offiziell eröffnet worden war. Herr Schröder erklärte uns die Idee und das Konzept, welche hinter diesem Projekt, das in dieser Form kein zweites Mal in einem Zoo realisiert wurde, steht. Es solle so aussehen, als ob man in das Innere eines Berges vordringe und dabei von den Stollen aus auf die verschiedenen Tiere trifft, die einen Teil ihres Lebens unter der Erdoberfläche verbringen. Beim weiteren Vordringen unter Tage entdeckt man einen mittelalterlichen Abwasserkanal und seine speziellen Bewohner. Der Zoo Osnabrück will durch seine neue Attraktion auf die Vielfältigkeit der Tiere, die einen bedeutenden Teil ihres Lebens unter der Erdoberfläche verbringen, und ihrer Bedrohung aufmerksam machen. Danach begaben wir uns zusammen mit den vielen weiteren Zoobesuchern an diesem Tag in den “Unterirdischen Zoo” direkt hinter dem Eingang. Der erste Eindruck war, dass man sich tatsächlich in einen Bergwerksstollen begibt, da man über eine flache Rampe einige Meter hinabsteigt und der "Tunnel", wie dieses Projekt von den Mitarbeitern genannt wird, in den ansteigenden Berg hinein gebaut wurde. Im Stollen angekommen, müssen sich die Augen erst einmal an die Dunkelheit gewöhnen, um sich in den verwinkelten Gassen zurechtzufinden. Doch aufgrund der Fülle der Gänge und des starken Andrangs vor den Schauanlagen fiel die Orientierung recht schwer und man konnte einfach nicht feststellen, ob man sich in der einen Ecke schon einmal oder noch nie gewesen ist.
Was man aber als ersten Eindruck festhalten kann, ist, dass der komplette “Unterirdische Zoo” mit viel Liebe fürs Detail und sehr professionell gestaltet worden ist. Die Gehege der meisten Tiere sind ähnlich aufgebaut: Man sieht von außen in die vorgefertigten Laufgänge und in einige der Schlafkammern der Tiere. Der Platz zwischen den einsehbaren Gängen ist in der gleichen Art und Weise wie die Wände des Stollens gestaltet worden, so dass der Besucher meinen könnte, dass die Tiere ihre Gänge selber in die Wände gegraben hätten. Die präsentierten Arten bestanden ausschließlich aus Nagetieren und Insekten. Zu bestaunen waren Höhlen- und Maulwurfsgrillen, Feldmäuse, die selten gewordenen Feldhamster, die zu den Trugratten gehörenden Cururos, den nur in Osnabrück zu sehenden Riesengraumull und die bizarren Nacktmulle, welche in drei Kolonien gehalten werden. Zu den drei Nacktmullstämmen sollen noch weitere zu Zuchtzwecken ihren Weg in den Zoo Osnabrück finden. Zentral im "Unterirdischen Zoo" ist der nachgebaute Abwasserkanal, in dem sich einige Wanderratten tummeln. Zudem kann man die Schwarzschwanzpräriehunde in ihren unterirdischen Gängen und Kammern beobachten. Sie sind damit die einzige Tierart, neben den noch nicht eingezogenen Erdhummeln, welche man ober- und unterhalb der Erdoberfläche beobachten kann, da diese in Kolonien lebenden Nager auch ein großes Gehege über dem “Unterirdischen Zoo” bewohnen. An Informationen über die tierischen Darsteller fehlt es ebenfalls nicht. So befinden sich mehrere PC-Stationen in den Besuchergängen an denen man sich interaktiv Wissenswertes aus dem Leben von Mull, Hamster und co. besorgen kann. Weiter existieren zwei tierlose Räume. In einem befinden sich drei große Bildschirmen auf denen man Filme über das Leben unter der Erde ansehen kann. Der andere ist ebenfalls zur Information der Besucher durch visuelle Medien eingerichtet. Zusätzlich standen an diesem Tage Mitarbeiter des Zoos als Guides in den Gängen, um den Leuten die Orientierung zu erleichtern und immer freundlich die Fragen des Publikums zu beantworten. Positiv ist zudem, dass die Besucher des benachbarten Naturkundemuseums ebenfalls in den “Unterirdischen Zoo” gelangen können, da dieser auch einen Zugang vom Museum aus besitzt.
Nach dem Rundgang durch die Besucherwege des “Unterirdischen Zoos” hatten wir die Möglichkeit einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Großzügige Pflegergänge und durchdachte Haltungskonzepte überzeugten auch abseits der für Besucher einsehbaren Bereiche, so dass man abschließend behaupten kann, dass das Vorzeigeprojekt des Osnabrücker Zoos voll und ganz positiv zu bewerten ist.

Nach dem Blick hinter die Kulissen ging es für die Zoo-AG in Richtung des Bereichs “Samburu”, in welchem afrikanische Tierarten wie Giraffen und Zebras gezeigt werden. An diesen Teil soll sich 2010 die neue, ebenfalls afrikanische Zoowelt "Takamanda" anschließen. Da in “Samburu” Tiere aus den Trockengebieten Afrikas gezeigt werden, sollten ursprünglich in “Takamanda” Tiere einziehen, die aus den Regenwäldern stammen. Doch das Konzept wurde noch einmal umgestellt, so dass dort demnächst Tiere aus dem Übergangsbereich von Trocken- zu Feuchtsavanne bis hin zum Regenwald präsentiert werden. So erhalten die bereits im Zoo vorhandenen Schimpansen und Pinselohrschweine in “Takamanda” neue Gehege. Zu ihnen gesellen werden sich Mantelpaviane, Servale, Goldschakale, Tüpfelhyänen, Warzenschweine, Bongos, Zebramangusten und einige weitere Arten. Innerhalb “Takamandas” wird es einen Kletterspielplatz mit Restaurant als eine Art Baumhausdorf im afrikanischen Stil geben. Dieses Dorf trägt den Namen “Makatanda”, was zwar als Logogriph von “Takamanda” etwas  verwirrend ist, aber im Model und auf dem Plan recht vielversprechend aussieht. Für den Bau von “Takamanda” wird der Zoo um fünfeinhalb Hektar erweitert, was eine Vergrößerung der aktuellen Fläche um fast ein Drittel bedeutet. Das Vorhaben soll zehn Millionen Euro kosten, wobei 50% der Gelder aus der EU kommen werden. Das restliche Geld wird durch die Zoogesellschaft Osnabrück e.V., sowie durch Spenden beigesteuert.

Doch wer an dieser Stelle glaubt, dass der Osnabrücker Zoo sich 2010 auf seinen, dann fertiggestellten, Vorzeigeprojekten ausruht, der irrt. Denn Herr Schröder erklärte uns, dass noch mehrere Umbauten in den nächsten Jahren folgen werden. Zum einen soll das Raubtierhaus am Tigergehege, das nur noch von einem letzten weiblichen Amur-Tiger bewohnt wird, umgestaltet werden. Und zum anderen wird der Affenfelsen der Schweinsaffen umgebaut. Dieser ist zwar absolut zweckmäßig und zur Haltung einer Affengruppe dieser Art gut geeignet, doch entspricht die Optik nicht mehr dem Geschmack des Publikums. Na ja, den Affen wird es wohl egal sein, ob sie ihren Allerwertesten auf Beton oder Kunstfelsen setzen, solange die Strukturen und Rückzugsmöglichkeiten erhalten bleiben. Auch die Anlage für die Seelöwen soll irgendwann einer Renovierung unterzogen werden.
Das andere Zukunftsprojekt wird der Umbau der alten Bärenanlage zur Taiga-Landschaft. Die beiden, von einigen Exkursionsteilnehmern so genannten, Breisbären (Ursus arctos x Ursus maritimus) sollen eine große Anlage erhalten, welcher gegenüber ein weitläufiges Gehege für die Rentiere errichtet werden soll. Weitere Bewohner sollen die Luchse, Vielfraße und eventuell Moschusochsen werden. Auch eine Anlage für die Vergesellschaftung von  Europäischen Nerzen mit Waschbären steht zur Diskussion. Auf welche Art und Weise das ganze Projekt realisiert wird ist allerdings noch nicht geklärt.

Ebenfalls bemerkenswert ist die Gestaltung der Mülleimer im Zoo Osnabrück, zu der uns Herr Schröder eine seiner vielen kleinen "Geschichten am Rand" zu erzählen wusste. So hatte er seinen Mitarbeitern in der Werkstatt den Auftrag gegeben, mit übrig gebliebenem Holz, neue Mülleimer einfach nach ihrem Gutdünken zu gestalten. Und so findet man heute im Osnabrücker Zoo wohl die beeindruckenste Sammlung an Zoo-Mülleimern weltweit. Von der expressionistischen Wendeltreppenvertäfelung bis hin zum aufwändig gestalteten Fachwerkhauseimer, der so liebevoll gestaltet aussieht, dass ihn viele Besucher gar nicht mehr in seiner Funktion erkennen, findet man alle möglichen Farben und Formen.

Abschließend kann mit Sicherheit gesagt werden, dass der Zoo Osnabrück stark im Aufwärtstrend liegt und sicher eines der Highlights in Norddeutschland ist und in Zukunft noch mehr sein wird, denn das Konzept, welches der Zoo präsentiert, überzeugt. Mir sind nur einige wenige Punkte negativ aufgefallen. So befanden sich die Luchse im Absperrkäfig des Tigergeheges und waren leider weniger für den Zuschauer, aber dafür umso besser für die Tigerin sichtbar. Doch warum mussten sie dort sitzen und befanden sich nicht in ihrem vom Kolkrabenkäfig zum Luchsgehege umfunktionierten Maschendraht-Kuppelbau? Weil dort der Ausbrecher-Wolf “Roy” untergebracht werden musste, der es zuvor geschafft hatte aus dem großzügig gestaltetem Wolfsgehege auszubrechen. Ich hoffe, dass man bald eine Lösung für den Wolf findet, um ihn aus seiner Isolation zu holen und dass auch die Luchse möglichst bald in ein eigenes, ausreichend großes Gehege kommen. Ansonsten aber ist der Osnabrücker Zoo von der Tierhaltung und auch von den präsentierten Arten sehr empfehlenswert. Auch das Angebot an Restaurants, Bänken, Sanitäranlagen und didaktischen Beschilderung, bzw. interaktiven Medien, wie im “Unterirdischen Zoo”,  ist sehr gut, so dass man dort auch als Familie einen rundum gelungenen Tag verbringen kann.

Zum Schluss möchte ich mich im Namen der Zoo-AG Bielefeld bei Herrn Schröder und Herrn Festl bedanken, da sich beide viel Zeit für uns und unsere Fragen genommen haben und uns bis in den späten Nachmittag vor und hinter den Kulissen viele Details aus dem Zoo Osnabrück gezeigt und erklärt haben.

Wer sich im Vorfeld über den Zoobesuch und speziell über den “Unterirdischen Zoo” informieren möchte, dem seien folgende Internetadressen empfohlen:

www.oliver-schueler.de
(Private Homepage eines Tierpflegers im Unterirdischen Zoo)

www.3dzoo.uni-osnabrueck.de/StephanSchuteFotogra fie/?p=2201
(Homepage des Zoofotografen Stephan Schulte mit 3D-Ansichten u.a. aus dem Unterirdischen Zoo)

www.zoo-osnabrueck.de
(Offizielle Homepage des Zoos)
 



Die Darstellungen und Meinungen im Bericht auf dieser Seite geben nicht zwingend die aller Mitglieder der Zoo-AG Bielefeld wieder.

Erstellt 6.2009 / Text: Marcus Wenzel, Fotos: Johannes Pfleiderer - zur  Zoo-AG Homepage logoeule