70 Jahre Zoo Duisburg – Das Affenhaus II

Über Nachwuchssorgen konnte man im Äquatorium nicht

klagen. Im Gegenteil, man konnte sich damit rühmen, selbst

bei seltenen und (auf die Haltung bezogen) schwierigen

Affenarten wie z.B. den Nachtaffen oder Makis regelmäßigen

Nachwuchs zu verzeichnen.

Ebenfalls bemerkenswert waren die Zuchterfolge bei den

Zwergflusspferden, bei denen 1977 die erste Geburt gefeiert

werden konnte.

Auch bei den Menschenaffen gab es Nachwuchs:

Der ersten Schimpansengeburt im April 1966 folgte regelmäßig weitere Jungtiere. Sensationell war die Geburt

von Schimpansenzwillingen im Jahr 1977. Noch fleißiger in ihrer Fortpflanzung zeigten sich die Orang Utans.

Seit der ersten Geburt im Jahre 1970 kamen über 45 dieser anmutigen Waldbewohner in Duisburg zur Welt. Die

Mehrzahl von ihnen wurde, wie auch manch anderer Affennachwuchs, per Hand aufgezogen, da die Mütter aus

unterschiedlichen Gründen nicht dazu in der Lage waren, ihre Jungtiere selbständig aufzuziehen. Manche

nahmen ihre Babys z.B. gar nicht erst an, andere verfügten über zu wenig Milch ... .

Als Ersatzmütter dienten im Laufe der Jahre

unter anderem das Tierpflegerehepaar

Gramenz, der Tierpfleger H. Schürmann oder

die Sekretärin Hermine Fritsche.

Doch allen voran hatte sich die Tierpflegerin

Evelyn Schramke der Aufzucht „ihrer

Kinder“ verschrieben. Der Tod von Evelyn

Schramke riss 1999 eine große Lücke. Nicht

nur die Menschen, sondern auch die Affen

trauerten sichtlich um sie.

Evelyn Schramkes berühmtester Zögling

war der Schimpanse Happy, der sich u.a.

als Künstler einen Namen machte und

dessen Werke eigene Vernissagen füllten.

Beschäftigung der Tiere ist besonders für Primaten mindestens

so wichtig wie die Größe der Anlagen. Deshalb werden

entsprechende Möglichkeiten bei der Gestaltung der Gehege

berücksichtigt. Selbst die Schimpansenvorführungen dienten

nicht nur der Belustigung des Publikums, sondern vor allem

der Beschäftigung der Tiere.

Ab 1991 wurden das

Denkvermögen und

die Geschicklichkeit

der Orang Utans und

Schimpansen durch

Plexiglaskästen aus 2

cm dickem Acrylglas

herausgefordert.

Die in der Mitte platzierten Leckerbissen konnten nur mit Hilfe von

„Werkzeugen“ durch kleine „Astlöcher“ oder an den eingebauten

Hindernissen vorbei herausgeangelt werden. Als Werkzeuge wurden

Laubzweige zur Verfügung gestellt, die sich die Affen noch selbst auf die

richtige Länge und Form zurechtbeißen mussten.

Heute werden alle Affen des Affenhauses durch

„komplizierte Verpackung“ besonderer Leckereien

körperlich und geistig beschäftigt. Honig, Rosinen oder

Mehlwürmer werden z.B. in Löcher von Baumstücken

gefüllt. Stroh und Heu, mit dem sich die Affen ihre

Schlafnester bauen, wird in Netze verpackt, so dass die

Tiere es nur in einzelnen Büscheln herauszupfen können.

Genau wie in freier Natur verbringen die Tiere also

einen ganzen Teil des Tages mit „Nahrungssuche“ und

dem „Sammeln“ von Material für ihre Schlafplätze.
Copyright 2005 Christina Neuenhagen / Zoo Duisburg / Zoo-AG Bielefeld