Tierpark Schweinfurt 1878 - 1944

Ein Webprojekt derFriedenschule Schweinfurt (Klasse 9a 2000/2001; betreut durch Jörg Nellen) und der Zoo-AG Bielefeld (erstellt durch Dirk Petzold)


Presse-Echo

Mainpost 13.11.2001
Wenn der Bernhard Grzimek . . .

Auf historische Spurensuche gegangen sind Schüler der Klasse 9a der Friedenschule. Mit ihrer Forschung über den "Tierpark Schweinfurt von 1879 bis 1944" gewannen sie beim Geschichtswettbewerb um den Preis des Bundespräsidenten den dritten Preis und plazierten sich unter den ersten 30 von 1655 bundesweit eingereichten Arbeiten.

Mit Spurensuche über einstigen "Tierpark Schweinfurt" Bundespreis gewonnen  

Es ist ein nasskalter Novembertag. Neben den Altstadt-Gaststätten in den Wehranlagen, also dort, wo einst der Schweinfurter Tierpark die Besuchermassen anlockte, treffen sich ein Zooforscher, Zeitzeugen und Schüler der Klasse 9a der Friedenschule mit ihrem ehemaligen Lehrer, Jörg Nellen. Die jungen Leute haben ein maßstabgetreues Modell von dem Tierpark mitgebracht, in dem es einst unter anderem Löwen, Geparden, Hyänen, Dingos, Wölfe, Lamas, einen Eisbären, ein Kamel und einen Pavian zu bestaunen gab, wie Emil Schmitt (69) und Hans Martin (81) berichten.

Die beiden Zeitzeugen blättern mit den Schülern in Fotoalben, erklären an dem Modell die einzelnen Gebäude und ihre Funktionen, lassen anschaulich die Tierparkzeit vor dem Krieg wieder aufleben. Eine Zeit, in der man mit der Familie am Wochenende in die Wehranlagen ging. "Der Tierpark war immer gut besucht", erinnert sich Martin. Denn wo sollte man sonst auch hin? Ein Auto galt schließlich als Luxusgut.

Immer nah am Geschehen war Emil Schmitt. Sein Vater Otto war in den Jahren 1939 bis 1942 der letzte Tierwärter der Anlage und wollte den Tierpark nach dem Krieg "wieder aufbauen". Kontakte zu Tierhandlungen wie Hagenbeck und Ruhe in Hamburg hatte er bereits aufgenommen, blickt sein Sohn auf längst vergangene Tage zurück, als der Pavian "Anton" auf Kommando noch Handstände für das Publikum vollführte und am Wochenende in der Stadtparkgaststätte Konzerte stattfanden.

Dass die Stadt kein Interesse mehr an einem Tierpark zeigte, hatte möglicherweise damit zu tun, dass der Stadtrat auf dem Areal nichts mehr investieren wollte, mutmaßt Dirk Petzold. Der Grund: Es hätten zu diesem Zeitpunkt Pläne existiert, hier den Ausbau des Rhein-Main-Donau-Kanals zu realisieren. Der Zooforscher von der Universität Bielefeld spekuliert, dass aus dem Schweinfurter Tierpark eines Tages womöglich eine bedeutende Einrichtung geworden wäre, wenn kein geringerer als Bernhard Grzimek ihn nach dem Krieg wieder aufgebaut hätte. Laut Petzold hatte sich Grzimek im Jahr 1947 für das Projekt interessiert und bereits für Schweinfurt ein "kompetentes Aufbaukonzept" entworfen.

Dass daraus nichts wurde, hatte möglicherweise nicht nur mit der Entscheidung der Stadt etwas zu tun, sondern auch damit, so Petzold weiter, dass er in dem bundesweit einflußreichen Münchner Zoodirektor Heinz Heck einen ihm nicht wohlgesonnenen Gegenspieler hatte, der Grzimek das Leben schwer machte.

Petzold lobt die hohe Motivation der 22 Schüler, die in 87 Schulstunden Schrift-und Bildquellen, Pläne und Zeitzeugeninterviews zur Geschichte des Tierparks ausgewertet hatten. Daraus war eine Ausstellung mit Plakaten, Fotos, Videos, Tondokumenten und dem maßstabsgetreuen Modell entstanden. Die Ausstellung wurde jetzt anlässlich einer Tagung von Zooforschern in Erlangen gezeigt und sollte nach Auffassung von Emil Schmitt aufgrund ihrer Einzigartigkeit für Schweinfurt erhalten bleiben.

Für ihren Lehrer, Jörg Nellen, war es besonders entscheidend, dass die jungen Leute nicht nur lernten, ihr Ziel selbstständig zu erarbeiten, sondern auf ein Ziel Wochen und Monate hinzuarbeiten.


Volksblatt Würzburg 23.2.2001
1878 wurde der Schweinfurter Tiergarten eröffnet. Der 2. Weltkrieg zerstörten die Attraktion.

Wenn Hans Martin an Pascha denkt, fangen seine Augen an zu leuchten. Ganz genau erinnert er sich an den Löwen, seit 1928 die große Attraktion im Schweinfurter Tiergarten. Der fast 80-Jährige war als Junge jedes Wochenende in den Wehranlagen. Heute erinnert auf dem ehemaligen Gelände an der Pfinz nichts mehr an Pascha, an die beißwütige Tigerdame, an Hyäne, Känguruh und Kakadu oder an Michael Firsching, der 34 Jahre lang die Tiere versorgte. Umso lebendiger ist der Park in der Erinnerung der Zeitzeugen, im recht umfangreichen Quellenmaterial des Stadtarchivs und in den Köpfen der Hauptschüler der Frieden-Schule, die sich ein halbes Jahr lang seiner Erforschung widmeten.

1878 gründeten Schweinfurter Bürger den Verein der Tierfreunde mit einigen Hühnern, Papageien, seltenen Tauben und Kleintieren. Ab 1904 lockten Braunbären, Äffchen, Gänsegeier und Hirsche immer mehr Besucher. Seine Blütezeit hatte der Tiergarten in den zwanziger und dreißiger Jahren. Ab 1928 waren der Löwe Pascha, ein Tiger-Paar, Leoparden, Pumas, ein Waschbär und später ein Eisbär die Attraktionen. An einem Wochenende 1938 wurden 8000 Besuchern gezählt. Aus heutiger Sicht lebten die Tiere unter unzumutbaren Bedingungen. Pascha lebte in einem nur vier Quadratmeter großen Käfig. 1941 übernahm die Stadt den Tiergarten, wollte ihn großzügig ausbauen. Der Krieg vereitelte dies. "Wegen durch Luftangriffe entstandener Schäden muss die Stadt den Betrieb einstellen", heißt es. Eine Neugründung scheiterte 1948. 1950 wurden die letzten Gebäude abgerissen.


Mainpost 23.2.2001
Der Tierpark

Plakate mit Fotos und Texten, Videos mit Interviews von Zeitzeugen, Tondokumente und ein Modell des Schweinfurter Tierparks im Zustand von 1929 umfasst die Arbeit der Klasse 9a der Frieden-Volksschule.

Was genau fraßen die Tiere, wieviele Besucher kamen, und warum sank die Mitgliederzahl des Vereins der Tierfreunde ab 1933? Bei der Suche nach Antworten entdeckten die Schüler etwa, dass alle Juden aus dem Verein ausgeschlossen wurden.


Volksblatt Würzburg 22.2.2001
Ergebnis nach sechs Monaten Forschungsarbeit an der Frieden-Schule

Plakate mit Fotos und Texten, Videos mit Interviews von Zeitzeugen, Tondokumente und ein Modell des Schweinfurter Tierparks im Zustand von 1929 umfasst die Arbeit der Klasse 9a der Frieden-Volksschule für den Geschichtswettbewerb. Die Chronologie beginnt 1870 mit der Gründung und endet 2001 mit der Idee des Zeitzeugen Emil Schmitt, an der Stelle des ältesten Tierparks in Bayern in den Wehranlagen ein Denkmal zu errichten.

Was genau fraßen die Tiere, wieviele Besucher kamen, und warum sank die Mitgliederzahl des Vereins der Tierfreunde, der den Park gegründet hatte, ab 1933. Bei der Suche nach Antworten entdeckten die Schüler etwa, dass alle Juden aus dem Verein ausgeschlossen wurden.


Mainpost 22.2.2001
Es war einmal ein Tierpark

"Mir wird die Arbeit richtig fehlen.". Alexandras Begeisterung ist echt, und Rektor Rudolf Gampl strahlt. Grund ist der erfolgreiche Abschluss einer monatelangen Arbeit über den Schweinfurter Tierpark. Gestern präsentierten die 21 SchülerInnen der Klasse 9a, was sie für den bundesweiten Geschichtswettbewerb um den "Preis des Bundespräsidenten" erforscht haben. Das Thema lautete "Tiere in unserer Gesellschaft".Seit Oktober beschäftigten sich die SchülerInnen bis zu zehn Stunden pro Woche fächerübergreifend mit dem umfangreichen Quellenmaterial, das vom Stadtarchiv Schweinfurt zur Verfügung gestellt wurde. Noch spannender waren die Interviews mit den beiden Zeitzeugen, die die Klasse gefunden hatte: Emil Schmitt, Sohn des letzten Tierpflegers und der fast 80-jährige Hans Martin, der als Junge jedes Wochenende mit seinem Vater im Tierpark war.


Volksblatt Würzburg 5.1.2001
Mainpost 5.1.2001
Sohn des letzten Tierwärters erzählte

Kürzlich besuchte Emil Schmitt, der Sohn des letzten Schweinfurter Zoowärters Otto Schmitt, die Klasse 9a der Frieden-Volksschule. Er brachte Fotos, einen Plan und viele Geschichten über den ehemaligen Schweinfurter Tierpark mit, der von 1873 bis 1944 in den Wehranlagen bestand. "Das Lieblingstier der Schweinfurter war Pascha, der Löwe", erzählte Schmitt. "Meine Jugend im Tierpark war die schönste Zeit in meinem Leben".

Wer der Klasse Material und Auskünfte über den ehemaligen Schweinfurter Tierpark geben möchte, kann sich jederzeit in der Friedenschule melden.


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Zuletzt aktualisiert am 15.11.2001 - - zur Zoo-AG-Homepage

  

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