Zoo-AG

Anmerkungen


Dies ist eine Archivseite mit dem inhaltlichen Stand von 1996 und wird nicht aktualisiert. Sie zeigt den damaligen Stand der Zoos und bleibt als historisches Dokument online.

Exkursionsbericht Zoo Hannover

30. November 1996

Herr Knieriem, der sich dankenswerterweise nach telefonischer Anmeldung zu einer Führung bereiterklärt hatte, war offensichtlich gleichermaßen enttäuscht wie verwundert, als nur 7 Leute am Eingang auf ihn warteten - für die Zoo-AG eine ganz gute Teilnehmerquote! Er hatte wohl eine Busladung Studenten erwartet, doch die Führung entwickelte sich zu einem anregenden Frage-und-Antwort-Marathon durch den ganzen Zoo. Schließlich konnte sich Herr Knieriem nur mit Mühe dazu durchringen, uns zu verlassen und den wichtigen anderen Geschäften nachgehen, wie er immer wieder betonte. Das sollte sich rächen...

Zooeingang

wirDie Neugestaltung ist ein "Anfangs-Farbpunkt", um den Neuanfang im Zoo zu verdeutlichen. Die Ermäßigung für Studenten wurde abgeschafft ("Studenten haben heute genug Geld") - es wird davon ausgegangen, daß Studenten meist auch nicht zur Bildung, sondern zum Vergnügen in den Zoo gehen; schließlich gäbe es in Freizeitparks auch keine Ermäßigungen. Wichtiger Punkt: Führungen für Studenten sind dagegen kostenlos, wovon wir ja auch profitiert haben. Und die Jahreskarte für 55.- DM ist konkurrenzlos günstig.

Gleich anschließend wird in einigen Jahren der "Sambesi" beginnen: "Die Besucher werden an die Hand genommen" - d.h., man fährt auf geführten Bootstouren, statt sich mühsam selbst ein Bild machen zu müssen. Das (Elen-)Antilopenhaus ist zwar gut, das Gehege aber noch "sub-optimal", es präsentiere die Tiere nicht ausreichend in einem Lebensraum-Ausschnitt und sollte noch größer sein - Stichwort "Amerikanisches Konzept".

Eingang Raubtierhaus

Das Haus wird bald abgerissen, die Tiere weitgehend abgegeben (Löwen); die Option Tötung von Tieren im Zoo wurde kurz angesprochen. Enrichment für Antilopen. Stichwort Gehege-Gestaltung: Es wird den Tieren oft zu bequem gemacht ("möglichst schön für die Tiere"), das sei aber nicht artgerecht; weniger Bequemlichkeit sei für die Tiere oft besser. Lieber potentiell gefährliche Einrichtungen (z.B. hohe Klettergerüste oder Infektionsgefahr durch natürliche Materialien), dafür ein ausgefüllteres Leben der Tiere.

Modell des Dschungelpalastes im Raubtierhaus

Das Modell des Dschungel-Palastes: Elefanten, Tiger, Leoparden, Languren, Hirsche.

Dschungelpalast-ModellGestaltung als verfallener indischer Tempel, für 19 - 20 Mill. DM, Fertigstellung bis Pfingsten. Die "kulturelle Umgebung" als Thema ermöglicht Strukturen wie Säulen und Mauern. Nicht für Besucher zugänglicher, beliebig unterteilbarer Elefantenkuh-Stall, extra Gebäude für zwei Bullen, optisch getrennt. Großes "Schwimmbecken". Tigeranlage mit Graben HINTEN: Wie beim Gorillaberg soll der Eindruck der Unbegrenztheit entstehen.. Vorne verglast, dazu interaktive Information, z.B. Tigerlaute. Große Fläche dahinter als Bio-Schilf-Kläranlage. Später wird ein Tropenhaus (Terrarium) angebaut, in dem sich dann auch eine Elefanten-Innenanlage befinden wird. Das jetztige Elefantenhaus wird zum "Antarktika-Projekt" umgebaut: Eine Art Kreuzfahrtschiff, von dessen Reling und durch die Bullaugen Pinguine, Eisbären und Walrosse zu sehen sein werden (Antarktika??).

Flußpferd-Schildkröten-Haus

Für Flußpferde geplantes Außenbecken mit Unterwasser-Absperrung zum Bootsweiher (Sambesi) hin. Bio-Filter, damit Tiere im Wasser zu sehen sind. Schildkröten: "einzige Zucht"; junge Strahlenschildkröten in Extra-Terrarium, Schmetterlinge und 50 Gottesanbeterinnen ausgesetzt, aber leider keine einzige und auch kein Gecko zu sehen.

Baustelle

Der gesamte Bereich zwischen Flußpferdhaus und Eulen wurde... - hier paßt wohl nur "flachgemacht": Huftier-Gehege, Flugvoliere, auch die Gepardenanlage, alles weg. Kein Haus, Zaun, Hügel oder Strauch steht mehr, eine Schlammwüste erstreckt sich bis direkt hinter die Gorilla-Anlage, wo nur noch kümmerliche Reste von Schutthügel und Bepflanzung für Sichtschutz sorgen. Einige der großen Eichen stehen noch, kleinere Bäume bis 10 m Höhe wurden mit Spezialgreifern umgepflanzt, wie Herr Knieriem mit leuchtenden Augen berichtet. Alle Beschreibungen mit weit ausladenden Armbewegungen und die Kenntnis des Modells helfen aber wenig, sich auszumalen, wie es hier schon in einem halben Jahr aussehen soll.

Hoppelpoppel-Land

hoppelpoppellandDas ungewöhnliche Kaninchendorf mit den überdimensionalen Plastikgemüsen wurde von der Sparkasse finanziert. Ursprünglich war hier ein Krabbeltunnel-Gehege für Erdmännchen konzipiert.

Es bleibt auch in der Langzeitplanung erhalten - wird ein merkwürdiger Kontrast werden: Plastikkarotte gegenüber des "seriösen" Steinelefanten-Portals. Na ja, etwas mickerig sieht der schon vor dem Elefantengehege stehende Portalselefant ja aus...

Gorillaberg Hintereingang

Trotz Einbahnstraßen-Regelung laufen immer zahlreiche Besucher in die falsche Richtung. Die edukative Abfolge der einzelnen Stationen ist zwar gut gemeint, aber wir sehen auch, daß so etwas für Zoo-Besucher ungewohnt ist, die Idee nicht ausreichend vermittelt wird und zudem durch all die Baustellen und Umleitungen das Wegenetz so stark eingeschränkt worden ist, daß Besucher auch einfach verzweifelt versuchen, einen schnellen Zugang zu entfernteren Zoobereichen zu finden. Man versuche einmal, vom Flußpferdhaus zu den Walrosse zu kommen - früher 3 Minuten, jetzt eine Tour um den ganzen Zoo!

Das Jeep-Wrack ist nicht nur eine in Arnheim geklaute Idee; es ist das Endstück der Kette Affen-Neandertaler-Menschenfußabdruck - Reifenspuren und stellt so erneut eine Entwicklung dar. Das Autowrack wäre dann als Zivilisationskritik und Warnung zu verstehen - wenn die Zoobesucher jemals darauf kommen... Eher kommen sie auf andere Gedanken: Alles, was nicht angeschweißt oder geklebt ist, verschwindet in kürzester Zeit, Herr Knieriem wartet nur darauf, daß der zementgefüllte Ersatzkanister durch den Eingang hinauswandert.

Gorilla-Berg ("Gorillas im Nebel")

gorillabergDer erste bereits fertiggestellte Bereiche als Beispiel des neuen Konzepts für die EXPO 2000. An den überzeugend wirkenden Kunstfelsen arbeiteten 8 französische Experten. Die Spielecke unter der Felswand soll die Kinder beschäftigen, damit die Eltern die Tiere beobachten können.

Die Tiere können nur stundenweise hinaus; wie wir wissen, auch wegen teilweise überflutetem, sehr langem Laufgang vom Gorillahaus aus. Der echte, feindüsenerzeugte Nebel wird von den Tieren gerne zum Spielen verwendet.

Idee des Gorillaberg-Weges: Alle 5 m etwas Neues. Auffallend sei, daß häufig Kinder die Erwachsenen auf Details aufmerksam machen und erklären.

Gibbon-Anlage

Zwischen den Bäumen spannen sich künstliche Stahlseil-Lianen - käuflich erhältlich, aber sehr teuer. Dies ist die "älteste" der neuen Anlagen, auf mehrfache Nachfrage geht Herr Knieriem auch auf Probleme und Mängel ein, aus denen man bei den nächsten Anlagen lernen will: Die Insel ist zu klein, die Bäume wurden zu schnell geschädigt. Der Wassergraben verhindert viele Enrichment-Möglichkeiten, die die Tiere sonst nutzen könnten, Graben und Felsen zu überwinden (Äste, Stämme) - sie waren gleich nach Eröffnung der Anlage draußen! Ein Umbau ist geplant: Insel größer und höher, neue, größere Bäume (dafür gibts ja den Spezialgreifer!). Probleme gibt's auch mit manchem alten Tierpfleger, so haben die Gibbons mal wieder keinen frischen Strohhaufen.

Urwaldhaus

"Na, komme ich eben noch mit" - das Menschenaffenhaus gefällt Herrn Knieriem, so wie es besteht, nicht besonders. Es habe zwar einen Betonpreis erhalten, das sei auch schon alles. Nach seinen Vorstellungen sollen demnächst die Innen-Freianlagen zum Besucher hin völlig verglast werden, mit Gitterdächern versehen hätten sie dann fast die doppelte für die Tiere nutzbare Fläche und eine vernünftige Gehege-Einrichtung sei auch möglich. Bisher ist Enrichment fast unmöglich, da die Tiere auch kleine Dinge gezielt und gefährlich über den Graben werfen - "in der Hand eines Schimpansen kann eine Walnuß tödlich sein". Sprach's, und ward von einer Ladung Kot getroffen. Der Abschied war entsprechend hastig... Auch einige von uns waren betroffen (in dreifacher Wortbedeutung); dennoch ganz herzlichen Dank für die lange, informative und auch sehr freimütige Führung an Herrn Knieriem! Wir nehmen ihn beim Wort: Wir kommen nach der Eröffnung des Dschungelpalastes zu Pfingsten wieder - wieweit Pfingsten sich nächstes Jahr auch in den Sommer verschiebt...!

Anmerkung: Die Bilder des Gorillaberges und des "Hoppelpoppel-Lands" stammen von einem Besuch im Sommer 1996.

Der nächste Besuch in Hannover war schon im Februar 97: ZooKunft-Tagung und Führung.

© 1999 Fotos & Text: Dirk Petzold 1997


Zuletzt aktualisiert am 27.6.1997 - Zoo-AG Homepage logoeule