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22. Januar 2000, ohne Führung |
Diesmal gab es keine Führung, da dafür von uns der volle Führungspreis von DM 50,- verlangt wurde. Der Einsatz sogenannter “lebender Steine”, mit zahlreichen Klein- und Kleinstlebewesen besiedelter Substrate, in den Meeres-Aquarien zahlt sich aus, nicht nur durch sehr viel stabilere Wasserwerte, auch wenn er ein Umdenken bei der klassischen Wasseraufbereitung erfordert. Die Besucher entdecken viele Kleintiere; so finden sich sogar lebende winzige Seesterne an den Scheiben und zahlreiche extravagante Borstenwürmer im Bodengrund. Die Korallen zeigen starkes Wachstum. In den großen Terrarien wurde überall Moos ausgelegt, auf dem Boden und auf den Ästen, um die Luftfeuchtigkeit hoch zu halten, dazu kommen Wasserfälle und zusätzliche Pflanzen. Dennoch bleibt der Erhalt hoher Luftfeuchtigkeit selbst in abgeschlossenen Anlagen ein großes Problem. Nicht erfolgreich war der Zweitbesatz mit kleinen Vögel in den meisten Reptilienanlagen, außer in “Australien”. Bislang nur als Baustelle kannten wir die Großanlagen im Fossilium (nach den von den meisten Besuchern ignorierten Versteinerungen benannt, s. unser Exkursionsbericht 1997). Auf den Felsen des Korallenriff-Beckens siedeln noch wenige Tiere, doch so etwas dauert natürlich Jahre. Laut Angabe leben hier mindestens 50 Fischarten, von denen aber die meisten in der Weite des Beckens verschwinden. Nur die beiden Schwarzspitzen-Riffhaie “Riffi” und “Rufus Fred Aquarius” schwimmen deutlich sichtbar ihre Kreise. Für Bewegung im Wasser sorgen auch die “Oloiden” genannten Drehkörper, die inzwischen Zuwachs bekommen haben – die zwei vorgesehenen, versteckt angebrachten konnten das Wasservolumen doch nicht umwälzen. Nun sind sie deutlich zu sehen, was aber in der Gesamtgestaltung des Hauses wenig auffällt. Denn einerseits versucht man geradezu krampfhaft, mit fotorealistischen Hintergrundgemälden und als Lianen getarnten Geländern Natur vorzuspiegeln, andererseits wird diese Kulisse brutal von gerahmten Fenstern, Lampen oder anderer Technik unterbrochen. Auch die Kunstfelsen über dem Riff-Becken ragen oben zwischen die Technik und die Deckenkonstruktionen und leiten die Blicke der Besucher erst dorthin. Sie glänzen unnatürlich und sehen wie eine Mauer, keineswegs wie Felsen aus. Die zentrale Tropenhalle ist nun dicht zugewachsen. Die übereinander eingebauten Plastikbecken, über die das Wasser der Aquarien zur biologischen Filterung läuft, sind nicht mehr als solche zu erkennen, die starke Strömung im Wasserbecken (ebenfalls durch Oloiden) der Stachelrochen und Arapaimas macht sich gut. Die Verwendung beschichteter Styroporblöcke für die Kunstfelskulisse wird sich aber wahrscheinlich nicht bewähren: Schon dringen Wurzeln ein, schon platzt an der Grenze zwischen Beton und Plastik oder Holz (künstliche Bäume und Felsen) der Beton bereits wieder ab. Sehr gut wirkt die zweite Anlage mit dem Kaimanbecken, bei dem Kinder Auge in Auge mit den im Wasser treibenden Tieren stehen können. |
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Eine der Reptilienanlagen mit fotorealistischer Wandbemalung |
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Großes Riffbecken mit “Riffi” und “Rufus Fred Aquarius” |
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Felsaufbau über dem Riffbecken |
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Frontseite der Tropenwaldanlage |
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Angesichts des Wetters fiel der Rundgang durch den
Außenbereich einmal mehr eher kurz aus. “Wir trauern um zwei
unserer Kletterfreunde” heißt es bei den Totenkopfäffchen, nun
wird ein neuer, höherer Zaun errichtet, damit nicht mehr
gestreichelt und gefüttert wird. Am Pelikanteich wird gerade
eine neue Flugdrahtanlage gebaut – eine jener in der Falknerei
beliebten Kombinationen aus Greifvogelsitz und gespanntem
Drahtseil, das den angebundenen Tieren etwas mehr
Bewegungsfreiheit bieten soll. Das Schild fehlt noch, das
vielleicht Auskunft über den speziellen Sinn dieser Anlage geben
könnte, doch trotzdem: nicht ohne Grund sind diese Einrichtungen
aus modernen Zoos verschwunden, nicht zuletzt weil sie dem
Besucher falsche Vorstellungen von Tierhaltung vermitteln. |
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Blick in die Tropenwaldanlage |
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Wie immer war der Besuch in Bochum den Aufwand wert. Das Fossilium hat sich zu einem Kleinod entwickelt und spielt locker die klassischen Reptilien- und Aquarienhäuser in anderen Zoos an die Wand. Schade nur, daß noch immer nicht vom Guckkasten-Prinzip abgewichen wird: “Draußen” der Besucher im Holz-Klinker-Gebäude, der durch Fenster in die “Natur” schaut, aber nicht einbezogen wird. Mal sehen, welche Neuerung uns das nächste Mal nach Bochum zieht. Zuvor hatten wir auf dieser Tour dem Tierpark Recklinghausen und dem Tiergehege Herne einen kurzen Besuch abgestattet. |
© 2000 Fotos & Text: Dirk Petzold Erstellt am 12.2.2000 - zur Zoo-AG Homepage |