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Plenary Session: EAZA-Aktivitäten
(Gunther Nogge) Zur Zeit gibt es rund 300 EAZA-Mitglieder
und immer mehr Anträge für eine Mitgliedschaft; daher wurden
neue Kriterien zu Anforderungen und Grundsätzen erarbeitet, die
künftig von freiwilligen “Screeners” vor Ort überprüft werden.
Neue Conservation Stragety: bislang gab es zumeist
unkoordinierte Artenschutz-Aktionen und in situ Projekte, nun
stellt das Conservation Commitee eine Datenbank auf. Eine Tagung
in Köln soll geeignete Gebiete für ein gemeinsames in situ
Engagement finden, orientiert an 11 “Hotspots”.
(Koen Brouwer) Dringende Empfehlung aus Image-Gründen, keine
WA-Anhang-I-Tiere mehr gegen Geld weiterzugeben oder zu kaufen:
Bereits jetzt wenden sich deshalb z.B. CITES-Funktionäre in
Südamerika gegen Kooperationen mit Zoos, weil sie ihnen
Diebstahl, Ausbeutung und Zu-Geld-Machen dort heimischer
Tierarten vorwerfen.
(Bart Hiddinga) Aufbau eines “webbased research centers”
mit allen Haltungsempfehlungen und anderen Publikationen. Zur
Zeit existieren 35 TAGs, aber z.B. Kamele, Wasservögel und
Strauße fehlen noch ganz, Amphibien sind bei den Reptilien
untergebracht. Alle TAGs sollen Tierbestandplanungs-Empfehlungen
für alle EAZA-Zoos erarbeiten. Noch ist die Beteiligung der
meisten Zoos an EAZA-Aufgaben sehr gering: Statistisch fällt
jedem Zoo eine Aufgabe zu, aber 65 % der Zoos arbeiten gar nicht
mit. Am engagiertesten sind die Zoos der Niederlande, dann
folgen Großbrittannien, Belgien und Deutschland.
(Paul Scobie, AZA): zur Zeit werden von ISIS weltweit
1,44 Mill. Tiere in 580 Zoos registriert; eine neue
Programm-Version vereinheitlicht die alten Einzelprogramme.
Altweltaffen TAG
Drill: Bestand wächst weiter, ein bis zwei neue Gruppen
können jährlich zusammengestellt werden.
Kleideraffe: werden jetzt in Europe nur noch in Köln
gehalten; Inzuchtprobleme, Totgeburten. Der Erhalt der
Zoo-Population ist sehr fraglich; man solte sich auf in situ
Schutz konzentrieren.
Deer TAG
Fast alle Dybowskihirsche in den Zoos und Wildparks sind
Hybriden. Im Ursprungsgebiet am Amur könnten sie bereits
ausgestorben sein.
Das Kleinkantschil
-Zuchtbuch sucht dringend Abnehmer für überzählige Männchen
Proposal für ein Wildrentier-Zuchtbuch: Die kleine
Flachlandform war bereits fast ausgestorben, in Zoos gibt es nur
45 Tiere, im Gegensatz zum häufig gehaltenen Hausren.
Von vielen Hirscharten gibt es so wenige Individuen in den Zoos,
daß ein Zuchtbucht sinnlos ist. Ein Monitoring wäre aber nötig;
dafür werden Leute gesucht.
Exhibit Design
Das Rotterdamer Konzept des Masterplaning mit
strategischer und taktischer Planung und den zahlreichen
Schritten bis zur Realisierung wurde ausführlich vorgestellt und
diskutiert.
Plenary Session: Conservation
(Spartaco Gippoliti / Mike Jordan) Nagetiere stellen 40
% aller Säugetierarten, aber die über 100 bereits ausgerotteten
Arten (zumeist Inselformen) machten sogar 53 % der
verschwundenen Säugervielfalt aus. Zwar sind viele Arten nicht
als Sympathieträger geeignet, lassen sich aber recht gut und
schnell züchten. Das Management großer Tierzahlen mit hoher
Populatiosdynamik erfordert aber ganz andere Zucht- und
Auswilderungspraktiken als bei “typischen” Zootieren.
(Achim Winkler) Wie steigert man das Ansehen unattrakiver
Arten? Die dringend benötigte Antwort blieb er leider
schuldig, sein mit staubtrockenem Humor vorgetragener Vortrag
mit Fallbeispielen (P-horses) trug aber erheblich zum
Wachkeitsgrad und zum geistigem Raumklima bei.
Plenary Session: Research
(Frandts Carlsen) Fast alle Zoos in Europa haben vermutlich Schimpansen
der westafrikanischen Unterart P. t. verus, die zugleich
die meist-bedrohte ist. Eine genaue Identifizierung (Urspung der
Tiere bzw. ihrer Vorfahren) und genetische Tests wären dringend
notwendig: Noch ist es möglich, statt eines Zoo-Mischtyps die
reine Unterart zu erhalten.
(Andrew Kitchener): Alte Bären - durch schlechte Gehege
(Stereotypien), Verfettung und Überalterung treten vor allem bei
Bären im Alter gehäuft spezifische Pathologien auf:
Zahnprobleme, Abszesse, Knochenschwund und Osteophyten. Er
vermutet, daß viele alte Bären unter unerkannten Schmerzen
leiden; häufige Gesundheitschecks, Surveys und genauere
post-mortem-Untersuchung sind dringend erforderlich.
Small Mammal TAG
Faultiere: Bei Zweifinger-Faultieren treten immer wieder
Tiere mit 6 statt 7 Halswirbeln auf. Noch ist unklar, ob es sich
dabei um falsch bestimmte Hoffmanns-Zweifingerfaultiere handelt,
um Hybriden oder einfach nur um Varianten. Tests sind notwendig,
zumal auch die Bestimmung der Museumsexemplare fraglich ist.
Kuba-Baumratten: Der Zoo-Bestand ist stabil, leider
wollen wenige Zoos Nachzuchttiere übernehmen. Fünf weitere
verwandte Arten sind hoch bedroht; nun sind über Jersey Kontakte
nach Kuba deswegen möglich.
Madagaskar-Riesenratte: noch 44 Tiere in Zoos, neue
Gründungstiere wären erforderlich. Eignen sich als “Unterbesatz”
bei Lemuren und wären eigentlich leicht unterzubringen, doch
auch hier zeigt sich wenig Interesse von Seiten der Zoos. Zur
Zeit wird die Möglichkeit der Wiederauswilderung erforscht.
Türkei-Stachelmaus: Die erst kürzlich(!) entdeckte Form
existiert in etwa 1000 Tieren in einem durch Tourismus bedrohten
Gebiet. Aus einem Paar hat sich in Menschenobhut bereits eine
Kolonie von 200 Tieren entwickelt.
Erdferkel: Das in Arnheim erstelle Zuchtbuch zeigt, daß
der Bestand von knapp 20 Tieren in Europa (weltweit etwa 40)
sich wenig vermehrt und langsam überaltert.
Plenary Session: in situ Conservation
South Luzon Fauna Survey: Aud der Philippineninsel sind
62 % der Säuger endemisch. Vom einstigen Wald existieren nur
noch 10 %. In einem Schnelldurchgang wurden Vertreter der
bedrohten Tierwelt vorgestellt, so der Gray-Waran, der
zweitgrößte Waran der Erde, ein Fruchtfresser. Im Taal Lake,
einem ehemaligen Meeresarm, leben heute im Süßwasser typische
Meerestiere von Seeschlangen bis zu Makrelen, die durch
ausgesetzte Nutzfische bedroht sind. Die seltenen Borkenratten
kommen vermutlich auch in Sekundärwald und Plantagen vor, was
Hoffnung macht.
Amur-Leopard: In der Natur leben ca. 40 Tiere (trotz
manch anderer Angaben). Das EEP ist wieder aufgebaut, Stand: es
gibt 10 reinrassige Tiere von insgesamt 82 (Gründertier 2
war wahrscheinlich ein Tier der Unterart japonesis) -
aber dennoch muß mit allen weitergezüchtet werden: der Rest ist
zu nahe verwandt, eine neue Einfuhr ist unmöglich.
Montserrat-Projekt: Auf der 1989 von einem Hurrikan
verwüsteten, seit 1995 durch Vulkanaktivitäten fast vernichteten
Insel lebt in Resthabitaten eine endemische Vogelart, er
Montserrat-Pirol, jetzt der Nationalvogel. 5,3 Tiere leben
versuchsweise in Jersey und produzierten bereits 6 Jungtiere.
ZUdem gibt es endemische Schlangen und Echsenarten. Der
Montserrat-Frosch (“Mountain chicken”) wurde mehrfach in Zoos
gehalten, doch nie gezüchtet. Auf Jersey gelang in einer
experimentellen Haltung die Aufzucht von 116 Jungtieren.
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