Zoo-AG

Anmerkungen


Dies ist eine Archivseite mit dem inhaltlichen Stand von 2001 und wird nicht aktualisiert. Sie bleibt als historisches Dokument online.


zookunft-logozookunft-logoExkursionsbericht ZooKunft 2001
17. Februar 2001

 


Die
ZooKunft 2001
 fand unter dem Motto
“Sicherheit für Mensch und Tier”
 zum zweiten Mal in Gelsenkirchen statt

Allerdings auch wegen der Umstrukturierung dort leider nicht zusammen mit dem Ruhrzoo, aus dessen Reihen auch kaum jemand teilnahm; hingegen war der Förderverein stärker vertreten. Die Exkursion führte daher auch in den Tierpark Bochum, was uns nicht von einem Besuch im Ruhrzoo abhielt.

quantum-logoAusgerichtet wie immer von Quantum e.V. (Richard Perron), trafen sich mehr als 100 verzeichnete Teilnehmer zu Vorträgen und Diskussionen. Tagungspräsident war wieder Prof. Rieder vom BNA.

Die Zoo-AG beteiligte sich mit vier Teilnehmern, davon wie immer die meisten für “ihre” Tierparks angemeldet.

Das angekündigte, eher technische Tagungsmotto führte zu einem starken Einfall von Leuten aus dem Bereich Architektur / Planung / Gestaltung / Berufsgenossenschaften / Tierärzte. Hingegen waren die sonst reichlich vertretenen Zoodirektoren und Kuratoren eher spärlich vertreten und kamen oft auch nur zu einzelnen Vorträgen.

Überschattet von der BSE-Kriese, die mit Futtermittel-Problemen und Schlachtvieh-Knappheit auch die Zoos getroffen hatte, waren die Gefahren, die durch Krankheitsübertragung vom Tier zum Menschen (und umgekehrt!) auftreten, ein wichtiges Thema. Von der 4 Wochen später die Zoos überrollenden Maul- und Klauenseuche-Gefahr ahnte noch niemand etwas!

Das Tagungsprogramm der ZooKunft kann wie immer bei Quantum e.V. nachgelesen werden, die Zusammenfassungen der Vorträge gibt's früher oder später auch in gedruckter Form. Daher gibt es hier nur einen Kurzbericht zu einigen Vorträgen mit den aus Zoo-AG-Sicht interessantesten Aspekten.

Eckhard Wiesenthal stellte den Widerspruch zwischen Vorschriften z.B. für die Gehegeplanung, die absolute Sicherheit fordern (und damit zwangsläufig schwere Gitter und besucher-unfreundliche Gestaltung) und der modernen Zoo-Philosophie mit betretbaren Anlagen, direkten Tier-Kontakten und naturnaher “Semi-Wildnis” heraus.  Danach stellte er wie gewohnt Querdenkerfragen: Muß man nicht auch im Gehege den Abwanderungstirieb mancher Tiere berücksichtigen? Wird die individuelle Freieit der Tiere nicht auch durch Gemeinschaftshaltung eingeschränkt? Gibt es nicht einen “Freiheitsdrang” z.B. zur Paarungszeit, auch wenn das Tier sonst das Gehege als Territorium anerkennt? Viele Fragen, auf die es noch kaum Antworten gibt.

Dr. Jens-Ove Heckel vom Zoo Landau informierte über Zoonosen insbesondere bei Primaten, also über Krankheiten, die auf den Menschen übertragen werden können. Er handelte das ganze Spektrum ab, von Papilloma-Viren, TBC und TBV, von Parapocken in Streichelzoos und Hepatitis A, die von Tierpflegern nach einer Indienreise in den Primatenbbestand eines Zoos eingeschleppt wurden. Er fordert eine sorgfältigere Beobachtung solcher Erreger und vorbeugende Impfungen für die Tierpfleger.

Udo Gansloßer (leider keine Zusammenfassung des Vortrags in der Tagungsmappe), stellte Unfälle mit Tieren aus der Sicht des Verhaltenswissenschaftlers dar und stellte einige Definitionen richtig. So ist Beutefang keine Aggression gegenüber dem Opfer (Tiere, die den Menschen als Beute angreifen, handeln also nicht agressiv, können also auch mit agressionshemmenden Medikamenten für Behandlungen nicht ungefährlich gemacht werden). Gefährliche Situationen entstehen z.B.  durch Panik- und Fluchverhalten der Tiere oder auch durch Spielverhalten (Anspringen durch Känguruhs). Dazu kommen Prägungsprobleme, wenn Tiere den Menschen als Artgenossen oder gar als Sexualpartner sehen. In diesem Zusammenhang gibt es drei Formen der Aggression: Selbstverteidigung, Jungen-Verteidigung (beide ohne Ermüdung), und Konkurrenzverhalten (mit Ermüdung). Dazu zählt die Verteidigung des Territoriums gegenüber Eindringlingen, und zwar um so heftiger, je besser das Territorium ist: moderne, artgerechte Gehege bedeuten daher u.U. größere Gefahren für den Menschen und auch für andere Tiere.

Die recht technisch gehaltenen Ausführungen der meisten anderen Redner, in denen es wenig um Tiere ging, sollen hier nicht weiter erläutert werden.

Am Nachmittag gab es eine Reihe von bunt gemischten Vorträgen über “Neue Dimensionen im Zoo”:

Dazu zählten zwei Artenschutz-Vorträge, sehr interessant, aber höchstens ganz am Rande zum Thema Zoo passend: Das Schildkröten-Erhaltungsprojekt von Elmar Meier zusammen mit der ZGAP und dem Zoo Münster, und das Projekt für die Philippinischen Segelechsen (Quantum e.V.)

Dazwischen der für uns nicht mehr allzu neue Vortrag von Monika Fiby über ihr Zoodesign-Internet-Projekt ZOOLEX. Das schaut man sich besser direkt auf ihrer Homepage an; die Zoo-AG arbeitet längst mit ihr zusammen.

Und von Explore, auch aus Wien, ein Vortrag zu “Zoodramaturgie”, in dem leider von Zoos und Ideen für Zoos so gut wie nichts zu hören war: In einer leidlich unterhaltsamen Selbstdarstellungs-Inszenierung warf Dr. Frank mit leeren Phrasen und hohlen Worthülsen aus den Bereich Erlebnisdramaturgie um sich, ohne sie mit Sinn und Beispielen zu beleben. Schade, denn ich weiß, daß es dort einige wirklich gute Ideen für Zoos geben muß. Niemand, mit dem ich nachher darüber sprach, konnte mir sagen, was er uns eigentlich vermitteln wollte - bzw. was er verkaufen wollte. Eigentlich ganz gut: Denn während es im Vorfeld der Tagung Irritationen über “zu viel Kommerz” gab (auch der Zoo-AG wurde eine Teilnahme aus kommerziellen Gründen unterstellt!), war dies ganz eindeutig ein reiner Verkaufs-Vortrag. Zum Glück (...) hat ja keiner das Produkt verstanden, und so muß man diesen Vorfall auch nicht so ernst nehmen.

Schön war diesmal, daß die Mini-Messe mit Ausstellern und Info-Ständen in einem offenen Säulengang neben der Vortragshalle stattfand. So konnte man weniger interessante Vorträge zu Gesprächen und Informationen nutzen, ohne wichtige Stellen im Vortrag zu verpassen und ohne die Zuhörer im Saal zu stören. Diese Form der Organisation sollte Modell für die nächsten Tagungen werden!

Am nächsten Morgen ging es im Tierpark Bochum weiter mit Führungen

Dank an die Organisatoren, allen voran Richard Perron und Helga Schulze!

Zoo-AG-Teilnehmer: Sven Schulze (für Tierpark Thum), Antje Fischer (für Tierpark Olderdissen), Dr. Martina Raffel (für Allwetterzoo Münster), Dirk Petzold

Und wie immer die Bitte: Sollte sich in dieser Darstellung ein Fehler oder ein Mißverständnis eingeschlichen haben, bitte zuerst einmal zur Klärung mit mir Verbindung aufnehmen...!


Erstellt am 31.5.2001Dirk Petzold





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